Anschaffung von Bartagamen

Die richtige Vorbereitung

In vielen Fällen ist eine mangelhafte Haltung auf eine schlechte oder fehlende Vorbereitungsphase (z.B. bei Spontankäufen) zurückzuführen. Leider scheint die Aussage, dass Bartagamen sogenannte "Einsteigertiere" sind, viele Halter glauben lassen, dass man so schnell nichts verkehrt machen müsste. Aber, auch wenn die wenigsten Bartagamen bei Haltungsfehlern so schnell sterben wie manch andere Reptilien, können gerade die Fehler, die in der Anfangsphase gemacht werden, gravierende Folgen haben, die man oft erst spät bemerkt.

Bevor man sich für die Anschaffung von Bartagamen entscheidet, sollte man sich zunächst gründlich informieren. Internetseiten und Diskussionsforen zum Thema Bartagamen können dabei eine große Hilfe sein, aber auch sehr verwirren, da man auf eine große, möglicherweise auch widersprüchliche Informationsvielfalt trifft. Um ein fundiertes Basiswissen zu erlangen, sollte sich jeder zukünftige Bartagamen-Halter auf jeden Fall zusätzlich gute Literatur über Bartagamen anschaffen.

Manch einer wird dabei vielleicht sogar feststellen, dass Bartagamen gar nicht die richtigen Tiere für einen sind, weil man sich doch manches einfacher vorgestellt hat. Man muss z.B. bedenken, dass man Platz für ein mindestens 150x80x80 cm großes Terrarium haben muss, dass Bartagamen nicht ständig bei Belieben rausgenommen werden dürfen, dass man seine Wohnung mit möglicherweise ekelerregenden Futtertieren teilen muss, dass man von den Bartagamen 2-3 Monate im Winter kaum was hat, dass die Stromkosten steigen und so weiter und so fort.

Häufig wird Anfängern der Bartagamen-Haltung auch erzählt, man müsse mehrere Bartagamen halten, weil sie sich sonst einsam fühlen würden. Tatsache ist aber, dass es oft sogar besser ist, eine Bartagame einzeln zu halten. Auch in der Natur sind es hauptsächlich Einzelgänger. Ich selber habe mir anfangs von einer Zoohändlern suggerieren lassen, dass man unbedingt zwei Bartagamen kaufen müsse. So sehr ich meine Tiere liebe, das war ein Fehler, denn man kann erstens bei Jungtieren nicht wissen, welches Geschlecht sie haben und man muss daher immer damit rechnen, dass es zu Beißeren und/oder Unterdrückung kommen kann. Zwar war ich anfangs glücklich, als sich immer mehr rausstellte, dass ich zwei Weibchen habe, aber die Freude wurde nach der Winterruhe getrübt, als eines der Weibchen das andere anfing zu tyrannisieren und ich sie letztendlich trennen musste. Häufig heißt es, dass sich nur zwei Männchen streiten würden, aber ich erfahre immer wieder auch von anderen Haltern, dass es oftmals auch bei Weibchen und in einigen Fällen auch bei Pärchen vorkommt.

Daher appelliere ich an alle zukünftigen Bartagamen-Halter sich nur dann für mehrere Bartagamen zu entscheiden, wenn man auch notfalls den Platz, das Geld und die Bereitschaft hat die Tiere getrennt zu halten.

Die Kaufentscheidung:

Hat man sich nun entschieden, ob und wie viele Bartagamen zuhause einziehen sollen, steht nun die nächste schwierige Frage an: Wo soll ich die Bartagamen kaufen?

Am einfachsten ist es häufig, die Bartagamen in einer Zoohandlung zu kaufen, so wie auch wir es gemacht haben. Dies hat jedoch entscheidende Nachteile, die auch uns nicht erspart blieben. Zunächst einmal ist es so, dass Jungtiere in Zoohandlung häufig in zu großer Anzahl auf zu wenig Raum gehalten werden. Das führt dann schnell zu Rangordnungsverhalten sowie Kannibalismus unter den Bartagamen. Infolgedessen sind in Zoohandlungen häufig Bartagamen mit abgebissenen Schwanzspitzen und Zehen zu sehen. Diese stellen für das Tier allerdings meistens keine körperliche Beeinträchtigung dar, sondern sind als "Schönheitsfehler" einzustufen. Ist jedoch eine Bartagame mit fehlenden Gliedmaßen kein Einzelfall, dann spricht es nicht gerade für die Zoohandlung und man sollte besser die Finger von den Bartagamen lassen.

Bartagame halbem Zeh
Bartagame mit "Schönheitsfehler"

Schlimmer ist allerdings noch, dass häufig die Bartagamen mit Parasiten (z.B. Würmer, Kokzidien, Oxyuren) befallen sind. Auch dies blieb uns nicht erspart und es vergingen ca. 2-3 Monate mit der Behandlung von Wurm- und Kokzidienbefall, während der die Bartagamen nur auf Zeitungspapier saßen.

Vorzuziehen ist der Kauf von Bartagamen beim Züchter. Dort ist die Wahrscheinlichkeit geringer, eine Bartagame mit Parasitenbefall zu erwischen und der Züchter ist häufig ein besserer Ansprechpartner für Fragen, was die Haltung von Bartagamen angeht.

Ob man nun bei Züchter oder in einer Zoohandlung kauft, man sollte auf jedenfall die Bartagamen eine Weile beobachten und besonders auf folgende Krankheitsmerkmale achten:

  • Abmagerung
  • Zittern, Probleme bei der Koordination
  • Appetitlosigkeit: zeigen lassen, dass die Bartagame selbständig jagt und frisst
  • Apathie: nimmt man die Bartagame auf die Hand, sollte sie aufmerksam blicken und sich bewegen, auch Drohgebärden sind normal
  • Verkrümmungen der Knochen: z.B. Buckel, mögliche Stoffwechselerkrankung durch falsche Ernährung, nicht ausreichende UV-Versorgung

Eine gesunde Bartagame macht einen agilen, wachsamen Eindruck und hat einen klaren Blick.

Transport:

Nach der Entscheidung für eine Bartagame, muss sie nun sicher nach Hause transportiert werden.

Da unsere Bartagamen noch recht jung waren, konnten sie in einer Verpackung für Futtertiere (Heimchendose) transportiert werden. Nun transportieren wir sie in einer größeren Faunabox mit Lüftungsschlitzen oben. Das Behältnis sollte mit Küchenpapier ausgelegt werden. Außerdem ist es besser, wenn die Bartagame vor der Sicht nach draußen geschützt ist. Die vielen Reize von außen bedeuten Stress.

Bartagame in Transportbox
Bartagame in Transportbox

Im Winter ist darauf zu achten, dass die Bartagamen keinesfalls auskühlen können oder einen kalten Zugwind abbekommen. Abhilfe kann man schaffen, indem man eine gut temperierte Wärmfläsche in den Transportbehälter legt, diese mit einem feuchten Handtuch bedeckt und darauf die Bartagame setzt. Besonders Styroporkisten halten gut die Kälte ab. Es darf natürlich auch nicht zu heiß werden!

Einzug:

Für den Neuankömmling sollte man ein Quarantäne-Terrarium bereit stehen lassen, was bereits einige Tage im Betrieb ist und in dem die Temperaturen durch Beobachtung beim "Probelauf" mit Sicherheit stimmen. Optimalerweise ist das Quarantäne-Terrarium leicht zu reinigen und dient ausschließlich zum Zweck der Quarantäne.

Es kann ruhig etwas kleiner sein als das endgültige Terrarium, mindestens aber 100x50x50 cm und sollte mit Zellstoff (z.B. Zeitungspapier) ausgelegt werden. Darin sollte die Bartagame etwa einen Monat beobachtet werden. Gleichzeitig wird eine Kotprobe beim Tierarzt abgegeben. Sollte eine behandlungsbedürftige Erkrankung festgestellt werden, verbleibt die Bartagame während der Dauer der Behandlung im Quarantäne-Terrarium.

Wenn man kein Quarantäne-Terrarium hat, muss das "richtige" Terrarium herhalten, allerdings wird dieses dann sparsamer eingerichtet, damit es sich einfach reinigen läßt. Nach einer eventuellen Behandlung muss es dann gründlich desinfiziert werden (bitte ohne Chemie, z.B. mit Essigwasser und einem Dampfreiniger).

In den ersten Tagen sollte man der Bartagame die Zeit geben sich in aller Ruhe einzugewöhnen. In vielen Fällen bewegt und frisst die Bartagame in den ersten 1-2 Wochen wenig und ist recht schreckhaft. Wenn man die Bartagame ganz in Ruhe läßt (nicht anfasst oder rausnimmt) und nur zur Reinigung bzw. Futtergabe im Terrarium hantiert, sollte sich die Bartagame schnell an den Menschen gewöhnen. Wichtig ist auch, dass das Terrarium nicht an einem Ort steht, an dem ständig was los ist und ein hoher Geräuschpegel herrscht. Auch durch eine ständige direkte Beobachtung wird die Bartagame sich möglicherweise bedroht fühlen.

Ist die Kotprobe nach der Quarantäne-Zeit in Ordnung bzw. eine mögliche Behandlung abgeschlossen und macht die Bartagame einen gesunden Eindruck, dann kann sie nun in ihr richtiges Terrarium mit allen Einrichtungsgegenständen und einem geigneten Bodensubstrat ziehen.